INTERVIEW

SPIELWIESE FÜR INNENEINRICHTER

Möbel Sudbrock: Interview mit der neuen Doppelspitze Theres Sudbrock und Anton Flechtner

Rietberg, im September 2024. Der ostwestfälische Möbelhersteller Sudbrock mit Sitz in Rietberg-Bokel (Kreis Gütersloh) wird seit gut einem Jahr von einer neuen Doppelspitze geführt. An der Seite von Inhaberin Theres Sudbrock (52) steht nach dem Tod ihres Mannes Johannes Sudbrock im September 2023 der externe Manager Anton Flechtner (43).

Beide ziehen anlässlich der Fachmesse Möbelmeile (22. bis 26. September) eine erste, positive Bilanz ihrer Zusammenarbeit. Das Familienunternehmen stehe trotz der aktuell schwierigen Lage in der Möbelbranche stabil da, sagt Theres Sudbrock.

Anton Flechtner, Theres Sudbrock
Anton Flechtner, Theres Sudbrock

„ES WIRD ZUGEPACKT“

Frage: Herr Flechtner, vor gut einem Jahr haben Sie für den verstorbenen Mitinhaber Johannes Sudbrock die Geschäftsleitung bei Sudbrock übernommen. Wie sind Sie aufgenommen worden?

Anton Flechtner: Äußerst gut! Das hat mich auch sehr gefreut. Inzwischen kenne ich alle Mitarbeiter und fühle mich hier sehr wohl.

Frage: Wie erleben Sie als gebürtiger Niedersachse, der lange in Hessen gearbeitet hat, die Mentalität der Mitarbeitenden? Anders gefragt: Was zeichnet die Ostwestfalen aus?

Anton Flechtner: Die Mentalität zwischen dem Südniedersachsen und dem Ostwestfalen ist gar nicht so unterschiedlich. Wir sind bodenständig und es wird zugepackt.

STABILES UNTERNEHMEN

Frage: Frau Sudbrock, wie haben Sie den Wechsel damals empfunden?

Theres Sudbrock: Die passende Person zu finden, war gar nicht so einfach und es war höchste Zeit. Bei Herrn Flechtner hatten mein Mann und ich beide das Gefühl, das könnte klappen. Die Krankheit meines Mannes hat uns ziemlich in Anspruch genommen. Ich empfand es als große Erleichterung, dass Herr Flechtner nach einer gründlichen Einarbeitungsphase schon bald Entscheidungen traf, die liegen geblieben waren. Das Familienunternehmen liegt mir am Herzen und ich freue mich, dass es weitergeht, ganz in Johannes’ Sinn.

Frage: Wie haben Ihre Kunden, also der Fachhandel, und Ihre Geschäftspartner auf die Personalie reagiert?

Theres Sudbrock: Ein Kunde hat uns mal gesagt: „Der Wechsel bei Ihnen lief ziemlich geräuschlos ab. Kompliment!“ Ich denke, das sagt vieles aus.

Frage: Herr Flechtner, wichtig für den geschäftlichen Erfolg sind attraktive Produkte sowie fachlich gut ausgebildete und engagierte Mitarbeiter. Gab es mit Ihnen einen Umbruch im Unternehmen?

Anton Flechtner: Nein, es gab keinen Umbruch. Sudbrock war bei meinem Start gut aufgestellt – sowohl was die Mitarbeiter angeht als auch was die Produkte betrifft. Ich habe mich sozusagen ins gemachte Nest setzen können. Aber wir befinden uns in bewegten Zeiten in der Möbelbranche. Jetzt heißt es, Sudbrock in die Zukunft zu führen und noch besser zu werden.

Frage: Herr Flechtner, wie steht Möbel Sudbrock heute im Herbst 2024 wirtschaftlich da?

Anton Flechtner: Wir sind ein gesundes, stabiles Unternehmen. Das haben wir vor allem Johannes Sudbrock zu verdanken. Er hat weitsichtig geplant. Das kommt uns jetzt zugute. Die Auftragslage stimmt. Unser Vertrieb konnte unsere Produkte sehr gut im Handel platzieren.

ZUKUNFT MIT KI

Frage: Frau Sudbrock und Herr Flechtner, das Möbelgeschäft entwickelt sich stetig weiter. Welche Neuerungen haben Sie angestoßen oder bereits umgesetzt? Wo wollen Sie besser werden?

Anton Flechtner: Das, was wir heute an Neuheiten in der Produktentwicklung präsentieren, haben wir ja schon lange in der Pipeline. Die Prozesse sind langfristig ausgelegt. Aktuell sind wir dabei, dem Handel, der ja unser Kunde ist, einen verbesserten Service zu bieten. Dabei geht es etwa um schnellere Lieferzeiten und mehr Unterstützung der Berater im Handel.

Theres Sudbrock: Was unsere Betriebsabläufe angeht, haben wir uns in den vergangenen Monaten schon deutlich verbessern können.

Anton Flechtner: Wir haben zum Beispiel seit Beginn des Jahres unsere Produktion besser getaktet, die Arbeitsschritte müssen also innerhalb einer vorgegebenen Zeit erledigt sein. So wollen wir mögliche Lieferverzögerungen vermeiden. Alle Mitarbeiter wissen nun genau Bescheid, wann welches Möbelstück oder Möbelteil fertig lackiert und gebohrt sein muss. Die Digitalisierung treiben wir weiter voran – übrigens zukünftig auch mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz. Dabei geht es ebenso um das Erfassen von Aufträgen wie um das frühzeitige Erkennen von Fehlern im Produktionsbetrieb.

Frage: Werden Möbel mit KI am Ende vielleicht besser?

Anton Flechtner: Das Möbelstück selbst wird nicht besser. Bei dem Einsatz von KI wollen wir auch erreichen, dass unsere Mitarbeiter mehr Zeit für die Beratung unserer Kunden haben. Beratung und Planung ist bei uns das A und O. Unsere Möbel entstehen ja aus einem System heraus. Unsere Kunden können ihre Möbel individuell gestalten. Sie brauchen aber jemanden, der sie dabei unterstützt. Es ist immens wichtig, dass das funktioniert.

VOM BAUM ZUM MÖBEL

Frage: In den vergangenen Jahren sind Preise für Rohstoffe ebenso gestiegen wie für Energie und Personal. Wie groß sind diese Herausforderungen?

Anton Flechtner: Wir hatten während der Corona-Pandemie sehr stark steigende Preise bei Material und Energie. Dieser steile Preisanstieg ist aktuell zwar gebremst. Aber wir befinden uns preislich weiter auf einem sehr hohen Niveau.

Theres Sudbrock: Auch bei uns steigen natürlich die Lohnkosten. Gleichwohl wollen wir die Preise unserer Möbel für den Verbraucher weiterhin attraktiv halten. Das ist ein Balanceakt. Unser Ziel ist ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Frage: Der Slogan „Vom Baum zum Möbel“ wird von Sudbrock seit Jahren gelebt. Ebenso der Anspruch, Tischlerqualität zu liefern. Bleibt es angesichts des Preisdrucks in der Branche dabei?

Theres Sudbrock: Auf jeden Fall! Wir haben den Leitspruch, was wie Holz aussieht ist auch echtes Holz. Es ist ja ein Vorteil, dass wir die Bäume selbst aussuchen und entscheiden können, wie wir das Holz verwerten. Zum Beispiel fertigen wir auch Rückwände und Schubkastenzargen aus unseren Baumstämmen. Das geht natürlich nur mit entsprechend modernen Maschinen und dem Know-how unserer Mitarbeiter. Wir verbinden handwerkliche Tischlerarbeit mit den Möglichkeiten eines industriellen Systemmöbelherstellers. Genau diese Nische nehmen wir ein.

DURCH FERTIGUNGSTIEFE AGIL

Frage: Wie lässt sich das Erfolgsrezept von Möbel Sudbrock zusammenfassen?

Theres Sudbrock: Ein cleveres, immer verbessertes Produkt, das sich selbst zurücknimmt aber doch so viel kann. Unsere Philosophie ist, breit aufgestellt und damit unabhängig zu sein. Das geht nur, weil wir hier vor Ort in Bokel mit der hohen Fertigungstiefe sehr agil sind und somit alles entscheiden können. Wichtig dabei ist: Wir arbeiten nur auf Bestellung. Und alles zusammen betrachtet, ergibt dies eine enorme Nachhaltigkeit.

Frage: Ein weit verbreitetes Problem in Deutschland ist der Fachkräftemangel. Auch Auszubildende zu finden, ist schwierig geworden. Wie sehr ist Sudbrock davon betroffen?

Anton Flechtner: Ich denke, da haben wir einen wirklich großen Vorteil, weil wir unseren Auszubildenden immens viel bieten können – jedenfalls mehr als ein reiner Tischlerbetrieb es kann. Der Grund ist: Wir kaufen keine fertigen Sachen ein. Wir fertigen hier alles selbst. Die Auszubildenden können vom Richten des Holzes über die Bedienung einer CNC-Anlage bis zum Lackieren und der Montage des Möbelstücks alles erlernen. Das macht unsere Ausbildung so attraktiv.

Theres Sudbrock: Wir stellen jedes Jahr drei Auszubildende ein, in diesem Jahr waren es zwei angehende Tischler und ein angehender Lackierer (korrekt heißt der Beruf „Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik“). Und alle drei Jahre stellen wir eine Industriekauffrau beziehungsweise einen Industriekaufmann ein. Wir sind aktuell 115 Mitarbeiter und auf der Suche nach Verstärkung.

HAUSMESSE 2024

Frage: Kommen wir zu den Möbeln an sich: Worauf können sich Handel und Verbraucher freuen?

Theres Sudbrock: Zur Hausmesse zeigen wir diverse Einrichtungsbeispiele: Möbel in sanften Pastelltönen, Möbel mit raffinierten Oberflächenstrukturen bei unseren Sideboards, Lowboards und Regalen. Ferner zeigen wir ein Einrichtungsbeispiel ausschließlich bestehend aus Eichenmöbeln, aber filigran und schön puristisch. Eiche bleibt gefragt. Im Trend sind auch metallische Oberflächen. Wir erreichen diesen Look mit einem Lack, der Metallpartikel beinhaltet. Mit einer zusätzlichen Glasaufdoppellung erzielen wir eine wunderbare Tiefe des Möbelstücks. Mit anderen Worten: Wir bieten Möbel für jede Stilrichtung. Eine Spielwiese für alle Inneneinrichter.

Frage: Ist Sudbrock in dieser Hinsicht ein Stück weit italienisch?

Theres Sudbrock: Wir sind gar nicht auf eine bestimmte Stilrichtung beschränkt. Wir haben etwas Skandinavisch-Leichtes, etwas Niederländisch-Buntes, etwas Japanisch-Gradliniges und natürlich haben wir auch etwas Italienisch-Elegantes. Und alles Qualität „Made In Ostwestfalen“.

Frage: Welche Bedeutung hat die Hausmesse in der Möbelhochburg Ostwestfalen–Lippe für Sudbrock? Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Theres Sudbrock: Wir möchten, dass alle, die uns noch nicht kennen, vorbeischauen. Während der Fachmesse wollen wir vor allem die Kontakte zu unseren Kunden im Handel ausbauen. Im Laufe des Jahres bieten wir viele Verkäuferschulungen an. Die obere Etage unserer Ausstellung erscheint hierfür mit einem neuen Schulungsraum in einem komplett neuen Look. Das bekannte Designerpaar Besau&Marguerre hat uns dabei unterstützt. Und nachdem die Verkäufer unsere Produktion besichtigt haben, werden sie hoffentlich treue Fans.

Frage: Und dann gibt es 2024 wieder einen Tag der offenen Tür.

Theres Sudbrock: Ja, am Sonntag, 29. September, findet der Tag der offenen Tür statt. Alle Bürger groß und klein sind auf unserem Ausstellungsgelände herzlich eingeladen. Das ist hier im Ort immer ein großes Fest.

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Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie das Foto in hochauflösender Qualität benötigen: Theres Sudbrock, th.sudbrock@sudbrock.de, Tel. 05244-9800-0

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